Erfolgsfaktoren für die Akzeptanz und Teilnahme an einer Open Innovation Plattform am Beispiel der Evangelischen Landeskirche in Baden-Württemberg

Foto: https://elk-wue.hyvecrowd.com/contest/158/overview

Im letzten Blogbeitrag erhielten Sie einen Überblick über allgemeine Erfolgsfaktoren von Open Innovation Plattformen. Nun soll aufgezeigt werden, wie ein konkretes Konzept für eine solche Plattform aussehen kann. Dieses Konzept zu Open Innovation erarbeitete die Evangelischen Landeskirche in Württemberg mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Stuttgart in einem gemeinsamen Projekt.

Organisation der Open Innovation Plattform der Evangelischen Landeskirche

Um möglichst viele TeilnehmerInnen zu motivieren, sollten aktive Mitglieder unabhängig von kirchlichen Strukturen einen direkten Weg zur Teilnahme an der Open Innovation Plattform der Evangelischen Landeskirche erhalten. Zur Ansprache der Zielgruppe, ist es sinnvoll, verschiedene Kanäle zum Beispiel Social Media oder auch E-Mails oder Printmedien zu verwenden. Aktive und passive Mitglieder der Kirche können zum Beispiel im Nachgang an einen Gottesdienst oder im Gemeindebrief über die Open Innovation Plattform informiert werden. Bei jungen Menschen ist davon auszugehen, dass Social Media, Schulen und Jugendarbeit als geeignete Kanäle für die Bekanntmachung von Themen auf der Open Innovation Plattform angesehen werden können. Auch Influencer mit kirchlicher Affinität könnten über Social-Media-Kanäle eingebunden werden. Die MitarbeiterInnen der Kirche könnten über den Dienstweg und das Intranet von der Open Innovation Plattform erfahren. Um das Thema zu verankern, ist es empfehlenswert, den Oberkirchenrat direkt anzusprechen und die Pfarrerschaft sowie weitere Akteure in Werken, Diensten und Einrichtungen mittels Information in Gremien, Rundschreiben und Newsletter sowie Mailing zu kontaktieren.

Es sollte darauf geachtet werden, dass die Plattform ein ansprechendes, junges Design aufweist und einen modernen Charakter hat. Auch die Verwendung moderner Sprache (beispielsweise „Du“ statt „Sie“)  und die Erarbeitung von Tutorial-Videos würden dazu beitragen, dass sich die Zielgruppe angesprochen fühlt.
Hinsichtlich des Anreizsystems dürfte für potentielle TeilnehmerInnen besonders attraktiv die Aussicht sein, spezielle Projekte in überschaubaren Zeiträumen mitgestalten zu können, ohne sich jedoch langfristig verpflichten zu müssen.

Erste Challenges der Evangelischen Landeskirche

Im Projekt mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum bot es sich an, testweise zwei sogenannte Challenges von Seiten der Evangelischen Landeskirche zeitversetzt auf der „Hyvecrowd“-Plattform zu platzieren und zu bewerben. Angesichts der aktuellen Situation befasste sich die eine Challenge mit der Trauerbegleitung während Corona und die andere Challenge thematisierte die Frage, wie die Kirche während der Corona-Krise Unterstützung leisten kann. Neben der Beschreibung der Kerninhalte der Challenges wurden detaillierte Informationen zum Ziel, dem Kontext und der Evangelischen Landeskirche als Organisation bereitgestellt. Auch war es hilfreich, die Rahmenbedingungen und die Aufgabenstellung konkret darzustellen. Den Teilnehmenden wurde eine Vorlage für die Einreichungen vorgegeben, um eine Struktur und damit die Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

Bei der Open Innovation Plattform der Kirche soll der Fokus auf der freien Einreichung von Ideen liegen, die ggf. mit Themenvorschlägen und Problembeschreibungen initiiert werden kann.

Crowd-relevante Aspekte im Rahmen des Projekts der Evangelischen Landeskirche

Ein wichtiger Aspekt ist, dass durchgehend ein intensiver Dialog auf Augenhöhe zwischen den TeilnehmerInnen und der Kirche stattfinden sollte.
Die Evangelische Landeskirche sollte als Organisator einen besonderen Fokus auf die aktive Kommunikation der Plattform und der Aktivitäten setzen, um die Zielgruppe zu erreichen. Ein Kodex mit Werten und Regeln, zu dessen Einhaltung die Teilnehmenden aufgefordert sind, könnte eine geeignete Lösung darstellen, um das digitale Miteinander vernünftig zu gestalten. In diesem Zusammenhang sollte auch ein Administrator bestimmt werden, der im Falle eines Kodexverstoßes eingreifen und zum Beispiel entsprechende Beiträge löschen kann.

Plattform-Kodex der Evangelischen Landeskirche

Die Verhaltensregeln bzw. der Plattform-Kodex könnte so aussehen, dass im kirchlichen Zusammenhang besonders die soziale Ausrichtung der einzubringenden Ideen betont wird. Mit den generierten Ideen sollte der Gemeinschaft ein Mehrwert gestiftet werden. Da durch die Plattform Raum für neue Wege und Potenziale geschaffen werden soll, sollten kreative Ansätze sowie Mut und Offenheit, insbesondere auch von Andersdenkenden begrüßt werden. Die Organisation wie die einzelnen IdeengeberInnen sollten zudem Bereitschaft zeigen, größtmögliche Transparenz zu schaffen und Ergebnisse zu teilen. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass der/die IdeengeberIn im weiteren Prozess durchgehend erkenntlich bleibt und die Vereinnahmung von geistigem Eigentum vermieden wird. Es ist darauf zu achten, dass unabhängig von der Funktion der jeweiligen Person den Ideen aller Teilnehmenden gleichermaßen Beachtung geschenkt wird und die Ideen ernstgenommen werden. Für ein harmonisches Miteinander ist es wichtig, dass andere Meinungen respektiert werden und Diskriminierung jeglicher Art unterbunden wird. Daneben sollte die Community dazu angehalten sein, qualitative Beiträge zu leisten und diese in ansprechender sowie verständlicher Sprache zu verfassen, sodass diese für alle Beteiligten nachvollziehbar sind. Eine Zweckentfremdung der Plattform, z. B. in Form von (versteckten) Werbemaßnahmen, sollte vermieden werden.

Kommunikation im Rahmen der Plattform der Evangelischen Landeskirche

Zur Überwindung von Teilnahmebarrieren könnten von der Kirche PDF-Anleitungen für weniger digital-affine TeilnehmerInnen bereitgestellt werden und es sollte zudem darauf geachtet werden, dass wenige Medienwechsel erfolgen. Die TeilnehmerInnen sollten von Seiten der Kirche Unterstützung in der anknüpfenden Umsetzungsphase erhalten, beispielweise durch die Vermittlung von engagierten MentorInnen. Auch wäre es zuträglich, wenn die Kirche eine ausführliche Übersicht über alle Unterstützungsanfragen zum Nachlesen für die NutzerInnen zur Verfügung stellt.
Eine Vernetzung mit anderen Landeskirchen und Organisationen würde die Reichweite erhöhen und könnte dazu beitragen, weitere TeilnehmerInnen zu gewinnen. Weitere denkbare Erfolgsfaktoren für die Akzeptanz der Plattform könnten die Verankerung einer Patenschaft für einzelne Projektideen in der Evangelischen Landeskirche und die Präsentation von realisierten Projekten sein.

 

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