Vernetzung aller Prozesse und Akteure bringt den Speed

Digitalisierung in der Praxis: Schreiner Holitsch stellt sich für die Zukunft auf

(Autor: BWHM GmbH)

Viele Handwerksunternehmer, die gerade mit der Digitalisierung ihres Betriebs beginnen, stellen sich die gleiche Frage: „Was heißt Digitalisierung und wo setze ich am besten an? Um der Antwort einen Schritt näher zu kommen, lohnt sich der Blick ins oberschwäbische Tettnang zur Schreinerei Holitsch, die sich beim DigiCheck des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Stuttgart als sogenannter Best Practice-Betrieb herauskristallisierte. „Ein Best Practice-Betrieb, bei uns Use Case-Betrieb genannt, ist in allen Unternehmensbereichen so optimal aufgestellt, dass kaum Handlungsbedarf besteht. Er dient somit als ideales Praxisbeispiel für andere Betriebe“, erklärt Florian Jentsch, Abteilungsleiter für Technologie, Digitalisierung und Innovation beim Baden-Württembergischen Handwerkstag.

Das Ziel ist klar gesteckt

Konfrontiert man Betriebsinhaber Alois Holitsch mit dem Ergebnis des Checks, reagiert der eher nüchtern „Wir sind doch alle noch in der Orientierungsphase“, sagt er und nimmt sich damit selbst als stetig Dazulernenden nicht aus. Den Weg seines Betriebs hat er jedoch einer klaren Vision unterworfen: Sein ganzes Team soll letztendlich ortsunabhängig in Echtzeit an einem Informationsstrang arbeiten können. Dafür arbeitet Holitsch aktiv an der Verkettung der bestehenden „digitalen Schollen“ im Unternehmen. Die betrieblichen Prozesse wurden zunächst abgelichtet, dann verschlankt und nachfolgend in einer Softwarearchitektur abgebildet.

Ein erster praktischer Schritt stellte hierbei die Einführung der papierlosen Produktion dar, durch den nun alle beteiligten Akteure wie Verwaltung, Arbeitsvorbereitung und Produktion sowie der Kunde in Echtzeit über den Fertigungsstand informiert sind. Mittelfristig sollen die verschiedenen Unternehmensbereiche auch Daten schnell und unkompliziert austauschen können. „Die Vernetzung bringt den Speed“, sagt Holitsch.

Zukunftssicher aufstellen

Damit möchte er den Betrieb in die Lage versetzen, in Zukunft eine reduzierte Belegschaft zu kompensieren. Diese Situation könne als natürliche Folge von Entwicklungen, wie dem demografischen Wandel, der teils geringen Fachkräftequalifikation, sowie der erhöhten Studierendenrate schneller als erwartet eintreten. „Im Moment können wir jedoch noch agieren statt nur zu reagieren“, macht Holitsch deutlich.

Dazu gehört auch, dem Kunden heute schon zu geben, was dieser aus dem privaten Bereich gewohnt ist: Erstens eine schnelle, unkomplizierte Kommunikation. Vom Einsatz der üblichen Messenger-Dienste profitiert auch der Betrieb stark, da er in der Regel unmittelbare Rückmeldung zu Aufträgen von Kundenseite erhält. Zweitens der Wunsch nach Individualität: Im Online-Konfigurator für Türen auf der Unternehmenswebseite wählt der Kunde Türblatt, Türrahmen und optionale Lichtausschnitte aus und stellt sich so eine individuelle Haustür zusammen. Die Unverzichtbarkeit von Online-Konfiguratoren zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit verdeutlichen auch erfolgreiche Beispiele aus anderen Branchen: im Malerbereich etwa der Online-Konfigurator „Kolorat“ für individuelle Wandfarben, der Online-Konfigurator für Maultaschen der Stuttgarter Metzgerei Blessing oder der des Orthopädieschuhmacher-Meisters Christoph Mätzold für Einlegesohlen.

Use Cases als Hilfestellung

Beispiele für erfolgreiche Unternehmensdigitalisierung aus dem Handwerk existieren also zuhauf. Häufig müssen sie jedoch noch bekannter und den Betrieben erst zugänglich gemacht werden. Nur auf diese Weise können sie schließlich auch als Orientierung und Anreiz für andere Betriebe dienen.

„Diesen Bedarf greifen wir gerne auf und werden in Zukunft leicht zugänglich Use Cases aus unterschiedlichen Gewerken bereitstellen“, erklärt Florian Jentsch. Aktuell arbeitet die Beratungs-und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Handwerk und Mittelstand (BWHM) deshalb an der Erstellung eines Use Case-Katalogs für das Handwerk, der zeitnah auf der Internetseite des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Stuttgart zu finden sein wird.

Den vollständigen Bericht lesen Sie hier.

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